
Arvid Boecker
*1964 in Wuppertal
lebt und arbeitet in Heidelberg
Website: www.arvid-boecker.de
Arvid Boecker – Farbwelten
Der 1964 in Wuppertal geborene Künstler Arvid Boecker studierte Kunstgeschichte in Trier und schloss hieran ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Saarbrücken an. Nach Arbeitsaufenthalten in Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich befinden sich Arvid Boeckers Ateliers aktuell in Frankfurt und in Heidelberg. Seine Arbeiten sind über die Jahre in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen gezeigt worden sowie in zahlreichen Publikationen dokumentiert.
In seinen Arbeiten stellt Boecker farbige Flächen zusammen, wobei zumeist die Farbflächen nicht monochrom sind, sondern in sich farbig strukturiert, mit mehrfach bis zu vierzig übereinandergelegten Farbauftragungen und auch Farbabtragungen die den Eindruck von Patina und Verwitterung erzeugen.
Diese Farbarbeiten haben keine Titel. Sie sind lediglich mit Nummern versehen, mit denen sie zu Werkreihen zugeordnet werden können. Mit den fehlenden Titeln verweigert der Künstler jegliche Vorgabe einer Bedeutungs- und Assoziationsrichtung. Der Betrachter bleibt sich selbst überlassen und einem Werk, welches zur „selbstreferentiellen Kunst“ gezählt wird. „Selbstreferentiell“ sind künstlerische Arbeiten, die sich auf sich selbst beziehen und keinen direkten Bezug auf die Welt außerhalb haben. So gesehen sind diese Arbeiten weltlos, weil sie eine eigene Welt darstellen, aus sich heraus entwickelnd: So arbeitet Arvid Boecker oft in Reihen von Bildern mit gleichem Format, die gemeinsam Ergebnis eines Entwicklungs- und auch Lernprozesses darstellen. Und auch die Arbeit an jedem einzelnen Bild stellt sich mit den zahlreichen Farbschichten, die sukzessive aufgetragen und teils auch wieder abgetragen werden einem solchen Entwicklungsprozess. Es ist kein Herstellen, sondern reinste Form künstlerischer Praxis. Im Unterschied zum Herstellen, welches sich in einem Ergebnis, einem Werk zeigt, ist Praxis nach der antiken Unterscheidung bei Aristoteles ein in sich selbst wertvolles Tun. Nicht „Werk ohne Autor“, sondern „Künstler ohne Werk“. Selbstverständlich sind die Arbeiten von Arvid Boecker zu sehen, sie werden ausgestellt. Und selbstverständlich sind sie in sich abgeschlossen, beendet und fertig. Aber zugleich sind sie Momentaufnahmen dieser Hingabe an den aus den Farbwelten selbst hervorkommenden Strukturierung- und Bildungsprozess. Als solche sind sie auch immer unfertig, nicht verbesserungsbedürftig, sondern mit einem Aufforderungscharakter behaftet, weiter zu handeln. Weltlose Kunst, die auffordert, Welten, vielleicht auch die Welt, zu gestalten.
In Texten über die Arbeiten von Arvid Boecker findet sich immer wieder der Hinweis auf Farbe und Rhythmus als Kernelemente seines bildnerischen Schaffens. Die Farbe ist das Material, der Rhythmus das strukturierende Element. Rhythmus geht etymologisch auf das altgriechische Verb „rhein“ zurück, „fließen“, das Substantiv „rhythmos“ meint das Fließen und daran anschließend dann gleichmäßige, geregelte Bewegung, eben Harmonie und Ebenmaß. Ein Blick auf die Farbbilder von Arvid Boecker spiegelt genau dies wieder. Die Harmonie als hier waltendes Gestaltungsprinzip, fordert nicht nur zur Gestaltung auf, sondern eröffnet bei Betrachtung energetisch hierfür gerade Möglichkeitsräume.
(Text: Dr. Thomas Ebers/April 2021)