
Chris Beckers
*1953 in Laren (NL)
lebt und arbeitet in Amsterdam
Website: www.chrisbeckers.com
„… er muss ein netter Mensch sein, denn die internationale Jazzelite reißt sich förmlich darum, auf seinen Platten zu spielen.“ (Rolf Thomas, Jazz thing & Blue Rhythm)
Chris Beckers ist ein international bekannter Jazz-Gitarrist. Geboren in den Niederlanden zog er 1964 mit seinen Eltern nach Deutschland. Sein Interesse für Musik wurde durch die englische Beatmusik der 60er Jahre geweckt. Wichtige musikalische Vorbilder in dieser Phase der Entwicklung der eigenen Ausdrucksweise waren Frank Zappa, John McLaughlin und Return to Forever. Auf die Frage nach seinem Musikstil antwortete Becker in einem Interview von 2018, er mache Instrumentalmusik, weil er nicht singe. So einfach kann es manchmal sein, um sich dem Jazz-Rock zu verschreiben.
Nach Abschluss der Schule entschied er sich für eine musikalische Laufbahn. Seine erste Band „Lava“ gründete sich 1970 in Blankenstein. Beckers heiratete und wurde Vater einer Tochter. Mitte der 70er Jahre ließ sich die kleine Familie in Nordhorn nieder. Beckers schloss sich der Band „Backwater Blues Band“ an, mit der er erfolgreich durch die Clubs in Deutschland und den Niederlanden zog. 1976 gründete er den „Backwater-Plattenladen und war damit auch im Vinyl-Geschäft aktiv.
Parallel wandte er sich musikalisch dem Jazz zu. 1978 gründete er „Chris Beckers and Friends“, 1983 tourte er mit der Formation „Chris Beckers‘ Splash“. 1980 erschien sein erstes Album „Blue Motions“. Schon damals gelang es ihm, arrivierte Musiker in seine Projekte einzubinden. So gewann er den indonesischen Perkussionisten Nippy Noya für sein erstes Album, der auch mit Jan Akkerman und Udo Lindenberg gearbeitet hat. Zu weiteren Jazzgrößen gehören Musiker wie Jasper van’t Hof, Billy Cobham, Ernie Watts und Simon Philipps in der 80, 90er und 2000er Jahren. Beckers tourte durch die USA und Japan.
1983 unterschrieb Beckers einen Vertrag mit der Plattenfirma Polydor in Japan, die daraus resultierende finanzielle Unterstützung investierte er in eine eigene Studioausstattung. So konnte er in die Eigenproduktion gehen und die hohen Herstellungskosten musikalischer Aufnahmen umgehen. Er gründete sein eigenes Plattenlabel „CrissCrazz“ und einen Musikverlag. Die Studioarbeit wurde zu einem weiteren Standbein und gefiel ihm außerordentlich, da es ihm ermöglichte, den Klang einer Aufnahme zu gestalten und nach eigener Vorstellung zu beeinflussen. Und was lag dann näher, als auch andere Musiker zu produzieren?
Im Jahr 1996 zog es ihn zurück in seine niederländische Heimat nach Amsterdam. Dort richtete er sich sein neues „Beau Garage“-Studio ein. 2018 nahm er sein aktuelles Studio in einem historischen Gebäude in der Nähe des Vondelparks in Betrieb. Beckers ist als Musikproduzent aktiv und veröffentlichte regelmäßig eigene Jazz-Alben. Seine Kompositionen werden regelmäßig in Radio- und Fernsehproduktionen eingesetzt.
Musikalisch hatte er bereits auf seinen ersten Alben seinen typischen Stil gefunden: Schwebende Gitarrenlicks mit spürbaren Blues-Ursprüngen. Dazwischen schnelle Läufe über die Saiten, die sich in ein harmonisches Klangspektrum mit Keyboards und Saxophon-Linien mischen, unterlegt mit perkussiven Rhythmen. Beckers legt sehr viel Wert auf eine gute Rhythmus-Gruppe.
Beckers komponiert ausschließlich mit der Gitarre. Oft hat er konkrete Ideen und arbeitet diese aus. Seine zweite Herangehensweise ist das Jammen: Er spielt dann ohne konkrete Vorgaben und nimmt diese parallel auf. Daraus entstehen kleine musikalische Versatzstücke, die er dann zu komplexen Stücken weiterentwickelt. Im nächsten Schritt erstellt er eine Vorproduktion und überlegt erst dann, welche Musiker zu der endgültigen Produktion passen.
Nach eigenem Bekunden ist es für ihn von zentraler Bedeutung, mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. So erstellt er auch keine typischen Gitarrenalben, ihn begeistert das Zusammenspiel und der Klang verschiedener Instrumente.
Das derzeit aktuelle Album heißt „Navigation“. Der erste Song „Shining“ wirkt stilistisch wie Carlos Santana, als dieser in seiner Jazz-Phase unterwegs war. Die leicht verzerrte Gitarre setzt sich gut durch und wird von einer groovenden Backline mit dem ausdrucksstarken Trompeter Eric Vloeimans getragen. Die perkussiven Akzente setzt Jeroen de Rijk. Für die Gestaltung des Covers hat Beckers Gemälde des Künstlers Volker Altenhof eingebunden. Diesen grafischen Ansatz hat er bereits bei dem Vorgängeralbum „Seven Frames of Mind“ verwendet: Die Bilderreihen heißen „Balance“ und „Navigation“, zwei Ausdrücke, die nach eigenem Bekunden widerspiegeln, wie er als versucht, als Musiker zu leben.
(Text: Jürgen Rasch/Stand: Januar 2021)