99 Künstler

Künstlerportraits in Wort und Bild

Menü

Zum Inhalt springen
  • Künstlerliste
  • Neuigkeiten
  • Die Macher
  • Das Buch
  • Impressionen
  • Impressum
  • Datenschutz

Conny Wischhusen

Conny Wischhusen (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)
Conny Wischhusen (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)

Conny Wischhusen
*1962 in Bremerhaven
lebt und arbeitet in Bremen
Website: https://connywischhusen.de/

Was diese Frau so alles macht

Nachdem wir (Wolfgang Weßling und ich vom Projekt „99 Künstler“) vor Kurzem die Künstlerin Katharina Lögers in Oyten besucht hatten, machten wir uns am gleichen Tag auf den Weg in die 22 Kilometer entfernte Hansestadt Bremen, um eine weitere Künstlerin zu besuchen: Conny Wischhusen, die aus einer ganz anderen Generation kommt und auch einen ganz anderen Lebensweg beschritten hat.

Die 1962 in Bremerhaven geborene Künstlerin machte nach ihrem Schulabschluss zunächst eine Ausbildung zur Erzieherin. In Berlin arbeitete sie etwa 10 Jahre lang selbstständig in ihrem Beruf. Sie kam dort über verschiedene Malkurse und Weiterbildungen zur Kunst.

Nach 16 Jahren Berlin kehrte sie der Stadt den Rücken und kehrte nach Bremerhaven zurück. Wie Wischhusen es beim Gespräch mit dem Satz „Ich bin ´ne Deern vom Meer“ auf den Punkt brachte, war für diesen Schritt die Sehnsucht nach der alten Heimat ausschlaggebend.

Dort intensivierte sie das künstlerische Arbeiten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Nach einer ABM-Tätigkeit im Kulturladen Wulsdorf in Bremerhaven leitete sie dort die Kulturwerkstatt und Kulturwohnung und ist seit 2005 freischaffende Künstlerin.

Seit 2012 lebt und arbeitet Conny Wischhusen in Bremen. Ihr aktuelles Atelier befindet sich mitten im Zentrum der Stadt am Jakobikirchhof unweit der Weser und dem Kneipenviertel Schlachte. Was in ihrem Atelier sofort auffällt: Motive mit Farben und Formen in den unterschiedlichsten Variationen und Anordnungen sowie jede Menge Objekte mit Schwämmen; und über diese beginnt das Gespräch. Sie gehören zur Serie „das bisschen Haushalt“, in der sie mit dem Blick auf Alltagsgegenstände ebenso informativ wie humorvoll das Thema der oft noch immer überkommenen Geschlechterrollen beleuchtet. Bei der intensiveren Beschäftigung mit Schwämmen stellte sie fest, dass deren Gestaltung und Farbe überwiegend auf Frauen und damit auf eine traditionell überkommen als Frauentätigkeit angesehene Handlung wie das Putzen ausgerichtet sind. Das Design bestimmt das Bewusstsein, wie es in einer Abwandlung eines Satzes von Karl Marx auf den Punkt gebracht werden könnte.

Was weitere künstlerische Themen und Aktivitäten Conny Wischhusens angeht – so schält es sich aus dem Gespräch immer mehr heraus – ist es schier unglaublich, was diese Frau so alles gemacht hat und macht. Nachdem sie schon im Kulturladen Wulsdorf tätig war und eine Galerie in Bremen betrieben hatte, ist sie immer wieder Kuratorin und Initiatorin verschiedener Kunstprojekte in Bremen, Mitglied des Künstlerinnenverbandes Bremen (Gedok), Beirat im WilkeAtelier in Bremerhaven und natürlich mit ihrer eigenen Kunst beschäftigt.

Eines der vielen Beispiele: Unter dem Titel „Stangenware“ hat sie, wie ihr Künstlerkollege Ernst Matzke in einer Rede zu einer Ausstellung sagte, „beherzt zu Pinsel und Spachtel“ gegriffen und „die unterschiedlichsten Farbmaterialien und Malgründe“ verwendet, „die nicht jedem als gebräuchlich gelten.“ Aus Verpackungskartons, unbehandelten Baumwollsäcken und rohen Leinwänden, also industrieller „Stangenware“, wurden Bestandteile von Kunst, wandelten sich von Massenware zu jeweils „einem einzigartigen Original, einem Unikat.“ So könnte es sein, das ließ Matzke offen, dass es Wischhusens „Anliegen und Motivation ist, uns darauf hinzuweisen! Damit wir vielleicht zurückfinden und ein Gefühl wiederentdecken für die Originalität und Individualität in unserer Wegwerfgesellschaft der Massen- und Überproduktion.“ In diesem Zusammenhang sprach er auch den marxistischen Begriff des Warenfetischismus an, was bedeutet, dass der Prozess menschlicher Arbeit sowie die Prozesse und Verhältnisse, die mit der Herstellung der Ware verbunden sind, verschleiert werden: „Der Prozess menschlicher Arbeit wird im Warenfetischismus durch sein isoliertes Resultat, also die auf dem Markt in Erscheinung tretende Ware ersetzt“, erläuterte Matzke, wies aber auch darauf hin, dass er sich mit diesem Aspekt eventuell zu weit von den Intentionen der Künstlerin und ihrem Werk entferne. Abschließend lobte er Wischhusens Werk als „Form der wegweisenden Kunst“, die wegführe von Verschwendung dinglicher Ressourcen durch Wiederverwertung und hinführe zu reduzierter Ausschöpfung wertvoller Naturmaterialien.

In eine andere Richtung geht die Serie „Farbe trifft Farbe“. In dieser Serie interpretiert sie die Themen Natur, Formen und Farbe. Wie sie erklärt, geben ihr das Watt, der Strand und die Nordsee in Dänemark nach einem Sandsturm, aber auch ihre alte Heimat die Inspiration: „Farben nähern sich an, oder stoßen sich ab. Immer wieder trifft Farbe auf Farbe, oder Nichtfarbe auf Farbe und grenzt sich voneinander ab. Die entstandenen Quadrate werden je nach Raum, in dem sie dargestellt werden, zusammengestellt. Es geht dabei nicht um Beliebigkeit, sondern um Verschmelzung und Abgrenzung! Je nachdem in welchen Kontext ein Bild gebracht wird, kann es variiert werden zu einem individuell harmonischen Ganzen oder es kann einzeln für sich stehen“, erklärt Wischhusen.

Diese Eindrücke werden aber nicht realistisch abgebildet. Dazu schreibt der Künstler Martin Koroscha im Vorwort zum Katalog „neverendingstory“: „Sie malt sie in ihrer Manier abstrakt und gegenstandslos. Ihre Seherfahrungen der Landschaft und des Naturgeschehens wandelt sie in reduzierte Formen um, die einfarbig auf einer ebenfalls in einer Farbe gehaltenen Fläche angelegt werden. Diese organischen Formen wirken aber nicht statisch, sondern suggerieren Bewegung, so wie für die Künstlerin auch die Landschaft etwas stetig Wandelndes ist. So könnte man ihre Werke als für einen Moment festgehaltene Naturbegebenheiten sehen oder als das, was sie wirklich sein sollen: die Begegnung von Farbe und Form, die sich auf einer Bildebene treffen.“

Bei dieser Serie wie auch bei allen ihren künstlerischen Aktivitäten, so betont es Wischhusen im Atelier-Gespräch, ist trotz ihres immensen Pensums ein Leitspruch maßgebend: „Es gibt einen Leitspruch in meiner Kunst, der lautet: „Wenn du suchst, hast du keine Zeit zum Finden! Mir geht es dabei um den Prozess des Arbeitens. Ich muss mich auf meine Arbeit einlassen und mich nicht treiben lassen oder jagen. Das ist dann eine Art von Konsum, die ich in meiner Kunst nicht möchte.

Ich möchte finden, das kann ich aber nicht, wenn ich ständig auf der Suche nach etwas bin. Ich bearbeite das, was mich umtreibt, wie zum Beispiel Feminismus, Umweltzerstörung, Klimawandel, Konsumkritik und anderes auf meine Art und Weise. Manchmal in Malerei, manchmal als Installation oder Objekt.“

Abschließend kann nur darauf hingewiesen werden, dass hier lediglich ein kleiner Einblick in das vielfältige, interessante und faszinierende Werk Conny Wischhusens vorliegt – versehen mit dem Wunsch, Interesse für diese besondere Künstlerin geweckt zu haben.

(Text: Andreas Meistermann/September 2025)

Widgets

© 2013 – 2025
99 Künstler – Künstlerportraits in Wort und Bild

Blogstatistik

  • 37.882 Seitenaufrufe
post@wolfgang-wessling.de
0171 2145111
Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com
  • Abonnieren Abonniert
    • 99 Künstler
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • 99 Künstler
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Kurzlink kopieren
    • Melde diesen Inhalt
    • Beitrag im Reader lesen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
 

Kommentare werden geladen …
 

    Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
    Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie