
Corinna Kastner
*1965 in Hameln
lebt und arbeitet in Hameln
Website: https://www.corinna-kastner.de/
„Ich bin eine Schauplatz-Schreiberin.“
Lesen hat für Corinna Kastner schon seit ihrer Kindheit einen hohen Stellenwert. Auch die Liebe für das Schreiben entwickelte sie früh. Mit 12 Jahren verfasste sie ihre ersten Texte.
Durch das Schreiben konnte sie in verschiedene Zeitebenen eintauchen. Das lebte sie in ihren ersten veröffentlichten Büchern aus – diese waren im Mystery-Genre angesiedelt. Ihr erstes Buch „Die Steinprinzessin“ schrieb sie zusammen mit ihrem Mann Jörg Kastner. Beide hatten sich über die deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft kennengelernt, die Corinna Kastner in den 80-Jahren mitgegründet hatte. Es folgte mit „Eileens Geheimnis“ der erste allein verfasste Roman, dem drei weitere im Bereich Mystery folgten.
Der vierte Titel „Die verborgene Kammer“ war das erste Buch, bei dem sie von ihrem Lieblingsurlaubsort „Fischland“ inspiriert wurde. Die Landschaft dort hat sie vom ersten Moment an in Bann gezogen. Ein zufällig dort entdecktes Haus entfachte zum Beispiel die Idee für einen neuen Roman. Das Haus hatte etwas Geheimnisvolles für sie. Das war kurze Zeit danach auch der Startpunkt für den Wechsel in die Krimiwelt und die Entstehung ihrer „Bodden“- und „Fischland“-Reihe. Im Mittelpunkt der Krimi-Fälle steht der Ort Wustrow mit dem spannenden Kontrast zwischen Idylle und Verbrechen: „Es lag eine eigentümliche Stimmung über dem Stück Land mit dem großen Schiff auf dem Trockenen. Dann hörten sie es alle gleichzeitig: Ein schriller Schrei durchschnitt die Nacht.“ (aus: „Fischlandfalle“)
Die Hauptprotagonistin Kassandra, Besitzerin einer Gäste-Pension und leidenschaftliche Fotografin, ist für die Autorin wie eine junge Miss Marple. Sie gerät unversehens in immer wieder neue Verbrechen und bringt sich dann selber in die Aufklärung mit ein.
Kastner entwickelte ihre ganz individuelle und auf besondere Art spannende Art des Schreibens: Sie entwickelt die Geschichten im „Dialog“ mit ihren Romanfiguren. Täter und Opfer stehen in der frühen Schaffensphase bereits fest.
Ihr kreatives Schreibzentrum sind ihr Arbeitszimmer und der Balkon. Diese ruhigen Rückzugsorte sind ihr wichtig, hier kann sie sich ganz auf die organische Entwicklung ihrer Protagonisten und die verschiedenen Handlungsstränge konzentrieren.
Zwei wichtige Elemente bilden die Grundlage ihres kreativen Prozesses: die Inspiration durch die regionalen Schauplätze und die Entwicklung der Charaktere in ausführlichen Dialogen. Sie selbst bezeichnet sich als „Schauplatz-Autorin“, da ihre Ideen aus der Beobachtung ihrer Umgebung entstehen. So wird zum Beispiel in „Fischland-Falle“ ein real existierendes Schiff zum Ort eines Verbrechens. Darüber hinaus lässt Kastner ihren Figuren Raum, um sich quasi selbst zu entwickeln. So passiert es immer mal wieder, dass sie selbst von den Wendungen ihrer Figuren überrascht wird. Die Protagonisten fühlen sich für sie wie eine Familie an, in deren Entwicklung sie viele Emotionen investiert.
In jedem ihrer Bücher treten andere Personen stärker in den Vordergrund. Oft greift sie auch Aussagen aus früheren Bänden auf und entwickelt daraus neue Handlungsstränge. Sie interessiert sich vor allem für die Motive, die zur Tat führen.
(Text: Jürgen Rasch/August2024)