
Edgar A. Eubel
*1958 in Essen
lebt und arbeitet in Datteln und Recklinghausen
Website: www.edgaraeubel.de
Edgar Eubel – Immer auf dem Weg nach Neuem
Das Zeichnen, in der Fachliteratur als Grundlage der Kunst, als Mittel des Erlernen und Übens definiert, stand am Beginn der ersten kreative Schritte des in Recklinghausen tätigen Künstlers Edgar Eubel, damals als Heranwachsender zunächst noch als Autodidakt.
Einen großen kreativen Schub erlebte er im Rahmen seines Studiums der Sonderpädagogik an der Universität Dortmund, bei dem auch die Kunst eine wichtige Rolle spielte. Einer der Dozenten erkannte das große Talent Eubels und förderte ihn. Zeitgleich zu seinem Studium unternahm er freie Studien an der Fachhochschule für Grafik und Design in Dortmund. Die Kunst begleitete Eubel nach dem Abschluss des Studiums sowohl im Rahmen seiner Tätigkeit als Sonderpädagoge als auch in seinem freien Schaffen als Künstler. Erste offizielle Anerkennung für sein freies künstlerisches Schaffen erhielt er 1995 mit dem Märkisches Stipendium für Malerei.
Beim ersten Blick auf einen Teilaspekt des Werkes des 1958 in Essen geborenen Edgar Eubel trifft der Betrachter auf Seltsames und Verstörendes: „Befremdliche Wesen bevölkern das Ensemble, das Edgar Eubel als raumgreifende Installation mitten ins Foyer der Essener VHS pflanzt. Sie sind aus Pulpe, getrocknetem Papierbrei, der sich als Modelliermasse verwenden lässt. Schwarzbraune, schrundige ameisenähnliche Gebilde liegen auf dem Boden, lehnen, hängen, kriechen an Stangen und Böcken und unter und über Tischplatten. Alle sind von gleicher Größe, Farbe und Grundform, doch haben unterschiedlich gebogene Gliedmaßen. Alle tragen als Male am Körper noch die wabenförmigen Einkerbungen, die der Maschendraht hinterließ, in den die Pulpenmasse zum Trocknen eingearbeitet wurde. Andere zeigen giftgrüne beulenartige Auswüchse. Ausbruch einer verseuchten Armada von Ameisenmutanten? Eine weitere Figurengruppe tummelt sich auf engstem Raum: Handgroße Menschenkörper liegen bei-, in- und übereinander auf einer hautfarbenen Platte wie Auslegware. Auch sie erkennbar von ein und derselben Schablone geformt und anschließend leicht verbogen getrocknet, so dass jeder Körper eine individuelle Haltung einnimmt“, ist im Katalog zur Ausstellung „Alles im Fluss“ nachzulesen.
Die Autorin Claudia Heinrich macht in ihrem Artikel aber deutlich, dass es dem Künstler nicht um vordergründige Effekte geht, sondern um den Prozess des Entstehens. Für sie zeigt sich der Künstler als Demiurg, ein Wort, das aus dem Altgriechischen stammt und umgangssprachlich mit Handwerker, Erbauer oder Schöpfer gleichzusetzen ist. In philosophischer oder theologischer Hinsicht ist der Demiurg hingegen das Prinzip „Gott“ als Schöpfer, als Baumeister des Kosmos oder als göttlicher Anfertiger. Runtergebrochen auf das künstlerische Schaffen Eubels ist dieser ein Schöpfer, Baumeister oder Anfertiger – ohne göttlichen Anspruch. Heinrich schreibt: „Hier ist etwas im Entstehen begriffen. Der Künstler als Demiurg. Der plastische Prozess des Formens scheint unmerklich überzugehen in einen gewissermaßen „organischen“ Prozess des Wachsens und Wucherns, der über das rein Bildhauerische hinausweist.“
Im Gespräch betont Eubel den Prozess der Entstehung und stetigen Veränderung, die unbändige Lust am Experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, Techniken Farben und Formen sowie den Wechsel von figürlicher Darstellung zur Abstraktion, die sein vielfältiges Werk durchzieht. Ein Aspekt, der vor allem bei den Installationen eine Rolle spielt: die Verbindung zwischen Werk und Raum.
Neben der Installation spielen im Werk von Eubel Zeichnungen und Malerei eine große Rolle, wie unter anderem die Ausstellung „Der Geruch der Fährte“ belegt. Auch in diesen Genres finden sich bestimmte Arbeitsweisen wieder: „Fast traumwandlerisch lotet Edgar A. Eubel auf Papier und Leinwand das Spannungsfeld zwischen Linien und Flächen aus: Ungeplant, experimentell und ohne Strategie – jedoch nie ohne letztlich zu einer gültigen Form zu kommen. Daraus entstehen – gerade auch in den letzten Jahren – freie und ungewöhnlich frische Bilder, die große Lust auf Malerei und Zeichnung machen und trotz der fertigen Komposition immer so wirken, als würden sie sich im nächsten Augenblick zu gänzlich neuen Bildern zusammenfügen“, ist im Katalog zur Ausstellung nachzulesen. Der Betrachter sieht sich, wie Jannine Koch schreibt, mit Werken konfrontiert, die – ähnlich wie bei seinen Installationen – von einem freien Spiel mit Farben, Formen, figürlichen Andeutungen und abstrakten Reduktionen gekennzeichnet sind. Eubel verwendet dabei die unterschiedlichsten Materialien: Ecoline, Farbstifte, Kreide, Sprühlack und Acryl auf Papier, um nur einige Beispiele zu nennen.
Biografisches in Kurzform: Nach dem Abschluss der Schule absolvierte Edgar Eubel von 1980 bis 1985 das Studium der Sonderpädagogik an der Universität Dortmund. Zeitgleich unternahm er freie Studien an der Fachhochschule für Grafik und Design in Dortmund. Der Einstieg in die regionale Kunstszene erfolgte 1995 mit dem Märkisches Stipendium für Malerei, Lüdenscheid. Zu dieser Zeit wurde auch der Kunstsammler Peter Kerschgens vom Kunstarchiv Niederrhein auf ihn aufmerksam.
Es folgten 1997 die Mitgliedschaft im Westdeutschen Künstlerbund, 2009 der Umzug in das Atelier Herner Straße in Recklinghausen, 2013 der „Kunstpreis der Lippischen Rose“ und die Kollaboration mit der in Nordhorn lebenden Künstlerin Julia Siegmund, 2015 die Mitgliedschaft im Verein Düsseldorfer Künstler sowie Kollaborationen mit weiteren Künstlern und Einzelausstellungen. Die letzte größere Einzelausstellung war im vergangenen Jahr in den Räumlichkeiten des Kunstvereins Duisburg zu sehen. Aber im Gespräch mit Edgar Eubel wird deutlich, dass er schon wieder fließig am Werk ist; und so lässt die nächste Ausstellung nicht lange auf sich warten.
(Text: Andreas Meistermann/August 2024)