Heidrun Pfalzgraf
*1954 in Karlsruhe
lebt und arbeitet in Celle
Website: www.heidrun-pfalzgraf.de

„Die Kunst des Lebens feiern“

Die Kunst floss schon immer durch Heidrun Pfalzgrafs Adern. Ihr Großvater und Vater waren Steinmetze, die ihr die Leidenschaft für kreative Handwerkskunst weitergaben. Doch bevor Heidrun ihr Herz für die Kunst zum Leben erweckte, absolvierte sie eine Ausbildung zur Chemielaborantin und arbeitete am renommierten Fraunhofer-Institut in Karlsruhe. Mit der Gründung ihrer Familie änderte sich ihr Fokus: Sie tauchte tief in die Welt des Schmuck- und Stoffdesigns ein und begann, Web- und Seidenmalkurse an der Volkshochschule zu geben.

Ihr Talent blieb nicht unbemerkt. Eine entscheidende Wende nahm ihr Leben, als sie sich erfolgreich bei der Ausschreibung der Münchener Modewoche bewarb. Eine Filmarchitektin der Bavaria Filmstudios wurde auf sie aufmerksam. Pfalzgraf entwarf individuelle Mode und Schmuck für sie und anschließend auch für die Ausstattung der Filmstudios. Ihre einzigartigen Kreationen fanden rasch den Weg auf den Markt und wurden bundesweit, in die Schweiz und sogar bis nach Hongkong verkauft.

Die 90er Jahre brachten eine neue Richtung in ihr künstlerisches Wirken. Nach ihrem Umzug nach Celle wollte sie sich mehr dem bildnerischen Ausdruck widmen und vertiefte ihr Wissen durch Studienseminare an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Unter der Anleitung von Prof. Thiele an der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel formte sie ihre Vision und erwarb fundiertes Hintergrundwissen, das als Basis für die Umsetzung ihrer intuitiven Arbeiten wertvoll war.

Nachdem sie früher eher fotorealistische Zeichnungen angefertigt hatte, reizte sie nun die abstrakte Malerei. In diesem Genre fand sie den perfekten Raum, um ihre inneren Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Pfalzgraf entwickelte eine spezielle Arbeitsweise: In ihrem großen Kelleratelier beginnt sie ohne festes Ziel, kreiert Farben und Flächen und nutzt ihr handwerkliches Können, um Strukturen und Formen zu entwickeln. Ihre bevorzugten Medien sind Acrylfarben auf großformatigen Leinwänden. Der kreative Prozess ist dynamisch: Phasen schnellen, intuitiven Arbeitens wechseln sich ab mit ruhigen Momenten des Überlegens und Entwickelns. Durch das Schichten von Farben und Formen entstehen Werke, die den Entstehungsprozess sichtbar machen und tiefe, strukturierte Oberflächen bieten. Zusätzlich verarbeitet sie weitere Materialien, um ihre kreativen Vorstellungen umzusetzen. „Ich lege Formen und Farben nebeneinander und weiß lange nicht, wie sich das Bild entwickelt, noch wie es aussehen soll“, beschreibt sie ihr Vorgehen.

Jedes ihrer Werke erreicht einen Punkt, an dem Pfalzgraf intuitiv spürt, dass es vollendet ist. Dieser Moment ergibt sich aus einer ständigen, inneren Bewertung, die sie während des gesamten Schaffensprozesses begleitet. Die Interpretation ihrer Werke überlässt sie dem Betrachter, was sogar so weit geht, dass die Ausrichtung der Hängung ihrer Bilder offen bleibt. Jede Ausrichtung kann eine andere Wirkung entfalten, weshalb ihre Signatur stets auf der Rückseite zu finden ist: „Meine Bilder laden zum Entziffern und Rätseln ein, ohne das Geheimnis preiszugeben“.

Heidrun Pfalzgraf stellt ihre Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen aus. Neben festen Galerien wie Augarde in Daun und Am Stall in Hude bei Oldenburg sind ihre Werke regelmäßig in verschiedenen Galerien zu sehen. Ihre kreative Reise zur engagierten und dynamischen Künstlerin zeigt ihre Vielseitigkeit und Leidenschaft für die Kunst – eine beeindruckende Entwicklung, die in jedem ihrer Werke spürbar ist.

(Text: Jürgen Rasch/Juni 2024)