
Prof. Dr. Dr. Klaas Huizing
*1958 in Nordhorn
lebt und arbeitet in Berlin und Würzburg
Website: http://klaas-huizing.de/
Erzählende Theologie
Professor Klaas Huizing studierte in Deutschland und den Niederlanden Philosophie und Theologie und hat seit 1998 den Lehrstuhl für Ästhetische Theologie in Würzburg inne. Dass Huizing in seiner akademischen Arbeit einen sehr eigenen Zugang zur Theologie gewählt hat, offenbart ein Blick auf die Themen, mit denen er sich beschäftigt: So befasst er sich mit dem Humorgefälle in Atheismus-Debatten, mit einer Medientheologie, Huizing analysiert und systematisiert die Gesten im Christentum, forscht zur Kunst der Entängstigung und über den David-Clan und er verfolgt die literarischen Produkte aus den evangelischen Pfarrershaushalten seit dem späten 18. Jahrhundert. (Nur in Parenthese: Der Literaturwissenschaftler Heinz Schlaffer erklärte die Bedeutung des Protestantismus für die Literatur mit dem hier fehlenden Zölibat.)
In seinem 2017 veröffentlichen Buch „Schluss mit Sünde! Warum wir eine neue Reformation brauchen“ bezeichnet sich Klaas Huizing selbst als „liberalen Kulturprotestanten“ (S. 103) Als solcher stellt er fest: „Der Mensch ist nicht der Sünde ausgeliefert, bedarf aber eines weisheitlichen Coachings durch Geschichten.“ (S. 110) Und so ist es nicht weiter überraschend, dass Huizing neben seiner theologisch-wissenschaftlichen Arbeit und seiner Tätigkeit als Chefredakteur des Kulturmagazins OPUS mittlerweile zwölf Romane veröffentlicht hat. Die theologische und die erzählende Tätigkeit gehören für ihn zusammen. So sind seine Romane gerade nicht – wie sonst unter schriftstellernden Akademikerinnen und Akademikern oft zu beobachten – unter einem Pseudonym erschienen. Das Pseudonym dient zumeist der Verschleierung der Urheberschaft. Klaas Huizing aber verfasst seine Romane unter dem „Schreibfeder-Namen“ Huizing, also Huizing alias Huizing. Was gäbe es auch zu verschleiern? Ein thematischer Zusammenhang zwischen akademischer und schriftstellerischer Tätigkeit ist in vielen Romanen zu sehen. Als Theologe und Philosoph liegt es nicht allzu fern, über Kant und über Kierkegaard zu fabulieren. Aber auch mit diesem Hintergrund erscheint es ein durchaus ambitioniertes Projekt, eine Geschichte über Jesus zu schreiben. Jeder aufmerksamen Leserin und jedem achtsamen Leser der Evangelien werden die Lücken in der Biographie der frühen Lebensjahre von Jesus aufgefallen sein. Mit seinem Jesus-Roman „Mein Süßkind“ (2012) unternimmt Huizing den Versuch diese Lücken zu schließen, indem er die Karriereschritte des Jeschua zum Sohn Gottes beschreibt.
Als letztes erschienen ist sein Roman „Das Testament der Kühe“ (2020).
Ein wenig ironisch mag anzumerken bleiben, dass Klaas Huizing in seinem oben genannten populärwissenschaftlich-theologischen Sachbuch gegen die Sünde auf Verdichtung aus ist. Er meint damit eine Art Zusammenfassung und Essenz aus vorhergehender Schriftkultur und -produktion. Also: Aus vielen Büchern mach eins. Er selbst hat demgegenüber eine Reihe an Schriften hinzugefügt. Aber gute Geschichten kann es eben nicht genug geben.
(Text: Dr. Thomas Ebers/Stand: Januar 2021)