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Werner Kavermann

Werner Kavermann (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)
Werner Kavermann (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)

Werner Kavermann
*1960 in Bad Rothenfelde
lebt und arbeitet in Osnabrück
Website: http://www.wernerkavermann.de/

Dem zeichnenden Großvater über die Schulter geschaut

Die Welt und ihre auch politische Wahrnehmung, Träume, Gedanken und innere Vorstellungen in den unterschiedlichsten Formen und Variationen spiegeln sich in dem vielfältigen Werk des Osnabrücker Malers, Bildhauers, Musikers und Video- sowie Installationskünstlers Werner Kavermann. Davon zeugt sein Atelier in den Martini-Höfen, einer ehemaligen Industriebrache und heutigen Künstler-Enklave.

Fast schon erschlagend für den Betrachter ist der kreative Output von Kavermann, so dass man beim ersten Schauen kaum weiß, wo der Blick zuerst oder zuletzt hingehen soll. Alles ist voller Skulpturen, Zeichnungen und Bildern, in denen unterschiedlichste Themen auf unterschiedlichste Weise zum Ausdruck gebracht werden. Doch eines ist sofort klar: Der Künstler, ein im direkten Umgang sehr umgänglicher und zugewandter Mensch, beherrscht sein Handwerk in allem, was er tut.

Und wie fing das alles an? Als kleiner Junge schaute er seinem Großvater, der bei einem Gradierwerk in Bad Rothenfelde arbeitete, fasziniert dabei zu, wie dieser aus dem Kopf mit großem Geschick Pferde zeichnen konnte – und das ohne größere künstlerische Ambitionen oder weitere Bezüge zur Bildenden Kunst. Sofort wollte er das auch können und fing zu zeichnen an, was immer in seinen Blick kam. „Vermutlich begann da die Motivation, etwas formen oder gestalten zu wollen und kreativ tätig zu werden. Vielleicht habe ich aber auch etwas vom Vater gelernt, der einen Gartenbaubetrieb hatte und in diesem Bereich gestalterische Fähigkeiten einfach dazugehörten“, berichtet Kavermann über seine ersten Inspirationen für seinen späteren künstlerischen Werdegang.

Doch bis dahin sollte noch ein wenig Zeit vergehen. Als er mit dem Wunsch, Künstler zu werden, an seinen Vater herantrat, gab der die nicht untypische Antwort, dass der Junge doch erst mal etwas Vernünftiges lernen solle; und so begann Werner Kavermann nach der Schule eine Ausbildung zum Reproduktionsfotografen bei der Neuen Osnabrücker Zeitung, die er nach drei Jahren auch mit Erfolg abschloss.

Dank einer Begabtenprüfung konnte er 1981 dann ein Kunststudium an der Fachhochschule Hannover aufnehmen. Ein weiteres Studium der Freien Künste folgte später an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. 1997 kam dann der große Sprung: die Tätigkeit als freischaffender Künstler.

Befragt nach seinen Inspirationen für die von ihm geschaffenen Werke nennt er mehrere Quellen: „Früher waren es innere Bilder, Träume, aus denen ich erwacht bin, das Unterbewusstsein und so etwas wie ein inneres Auge, das bei mir einen anderen Blick auf Dinge, Personen und Situationen auslöste und auch noch immer auslöst. Heute sind es oft Fotos aus der Zeitung, Bilder im Fernsehen und anderen Medien, die bei mir den Prozess anregen, sie für meine künstlerische Arbeit zu nutzen.“ Dabei entstehen oft intime Momente – unter anderem bei äußerst fein gearbeiteten Porträts von Menschen aus seinem engeren Umfeld. In deren Gesichtern spiegelt sich vieles wieder: der Blick auf die Welt, Sehnsucht, Hoffnung, aber auch Skepsis angesichts der aktuellen Weltlage vor dem Hintergrund vieler Kriege, sozialer Krisen und ökologischer Probleme.

Kavermann versteht sich somit auch als Künstler, der aktuelle Themen aufgreift. Dafür erhielt er auch großes öffentliches Lob anlässlich der Verleihung des Kunstpreises des Landschaftsverbandes Osnabrück im Jahre 2024. In ihrer Laudatio sagte Anne Sybille Schwetter, Kuratorin am Museumsquartier Osnabrück, dass die Gesellschaft Künstler wie Werner Kavermann brauche, deren Blicke auf den Menschen und die Welt aufmerksam und reflektiert seien. Und in einem Text des Landschaftsverbands wurde darauf hingewiesen, dass Kavermanns Werk nicht nur ein breites Spektrum künstlerischer Genres umfasse, sondern zugleich vielfältige gesellschaftliche Fragen berühre und häufig … soziale und menschliche Untiefen auslote.

Vieles davon spiegelt sich auch in seinem Atelier wieder: die drohende Klimakatastrophe, der Umgang des Menschen mit der Welt und die Situation der Flüchtlinge malerisch oder bildhauerisch festgehalten.

Auch im öffentlichen Raum waren Werke von Kavermann zu sehen. 2023 war aus Anlass des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Friedensschluss“ vor dem Dom in Osnabrück die Installation „Weltenbürger*innen“ aufgestellt. Auf eingebauten Monitoren wurden Atembewegungen gezeigt. Auf den Bäuchen der Menschen unterschiedlicher Kulturen stand in 32 verschiedenen Sprachen das Wort „Frieden“. Der Atem wird von Kavermann als Leben verstanden und durch die Wahl der Porträtierten die Vielfalt der Menschen dargestellt. Das Wort zeigt zugleich den Einklang des Inneren mit der Weltgemeinschaft auf. Zusätzlich engagiert sich der Künstler bei der Organisation „Seebrücke Osnabrück“ für eine offene und solidarische Gesellschaft.

Werner Kavermann (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)
Werner Kavermann (Foto: © 2025 Wolfgang Weßling)

Mit einem weiteren gesellschaftskritischen Werk war Kavermann an einer Landart-Ausstellung in Osnabrück beteiligt. Wer sich damals auf den Weg ins Heger Holz machte, fand abseits des Weges ein von ihm geschaffenes Siegerpodest, wie es im Sport bei der Ehrung und Preisvergabe nach einem Wettbewerb vor einem Publikum seinen Einsatz findet. Übergangslos, versetzt aus der menschlichen Lebenswelt, stand das Podest isoliert vor dem Betrachter im Wald. In originalgetreuer Größe, scheinbar transportabel, platziert wie am Rande eines Spielfeldes, verkörperte es einen Ort, der herausfordert. Es war Sinnbild und Einladung zugleich. Das Podest war zu betreten. Mit Witz und Ironie stellte Kavermann gewohnte Verhältnisse in Frage, bot Gelegenheit, die eigene Position zu überdenken und auch zu erproben. Er schaffte aber auch Raum für eigene Vorstellungen. Im Geist konnte der Betrachter die leeren Flächen vor Ort ergänzen. Den Menschen und sein Leistungsstreben, Wettbewerbsdenken und den „Kampf um die besten Plätze“ rückte der Künstler in den Blick. Bloßgelegt wurden von Kavermann eine in Frage zu stellende hierarchische Ordnung sowie der ausschließliche Blick auf die Sieger, Selektierung, Wertung und Abgrenzung von Menschen im sozial-gesellschaftlichen Raum.

Werner Kavermann als Musiker

Schon seit mehreren Jahren ist Werner Kavermann auch als Musiker aktiv. Einem befreundeten und sehr renommierten Musiker fiel bei einer Ausstellung in Werner Kavermanns Atelier eine Gitarre auf und fragte diesen, ob sie nicht einmal eine kleine Session machen könnten, was sofort in die Tat umgesetzt wurde. Und so kam es ein wenig später, 2021, gemeinsam mit der von dem Musikwissenschaftler, Kulturmanager und Musiker Holger Schwetter gegründeten Gruppe „Von Korf“ zur Veröffentlichung der hervorragenden LP „Shoot out the light and drink me now“. Sehr poetische, oft reduzierte Texte in Deutsch und Englisch treffen auf atmosphärisch dichte Musik von Rock über Bluegrass bis Country und Jazz sowie auf die rauchige und prägnante Stimme von Werner Kavermann. Einfach sehr empfehlenswert – und zum Reinhören ein Tipp auf youtube: mehrere Videos von einem sehr erfolgreichen Auftritt in der Lagerhalle in Osnabrück im vergangenen Jahr.

Seitdem war Werner Kavermann auch in wechselnden Besetzungen – unter anderem mit Heinz Rebellius von „Cliff Barnes and the fear of winning“ – aktiv und ist aktuell unter eigenem Namen unterwegs.

(Text: Andreas Meistermann/Juli 2025)

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